Videoprojektion | 540 x 200 cm | 2004-2005
  
  
Uwe Schnatz: Nymphéas

Die tief hängenden Äste der Trauerweide bewegen sich leicht im Wind. Wie ein Vorhang geben sie 
den Blick frei auf die Wasseroberfläche - auch sie ist in Bewegung: hier und da ziehen Regentropfen 
leichte Kreise, landet ein Insekt auf einem Seerosenblatt, scheint ein Fisch unter dem Wasser für 
kleine Wellen zu sorgen. Die Seerosen schaukeln in kleinen und größeren Inseln auf dem Teich, bilden 
flimmernde, flirrende Farbflächen, die im Kontrast zum dunkeln Wasser stehen. Darin werden das Licht
und die Umgebung gespiegelt, die Wasseroberfläche erscheint nicht einfach blau, sondern in 
mannigfacher Changierung, von tiefviolett bis dunkelgrün. Es ist von fast meditativer Wirkung und 
irritierend zugleich, was dem Betrachter hier präsentiert wird. Die Videoarbeit Nymphéas von 
Uwe Schnatz wirkt einerseits wie ein großformatiges, zweiteiliges Tafelbild, das an der Wand erstrahlt. 
Wie beim klassischen Gemälde tritt der Rezipient davor und kann sich - ganz nach Gusto - in seine 
Betrachtung versenken. Andererseits sind hier die "Spielregeln" des klassischen Tafelbildes gebrochen 
worden. Nicht statisch, sondern bewegt erscheint das Motiv an der Wand. Aber auch wenn es sich um 
einen Film handelt, erzählt Nymphéas keine Geschichte und ist nicht im eigentlichen Sinne narrativ. 
Vielmehr geht es Uwe Schnatz um die "reine Malerei", übertragen in eine Videoarbeit.
 
Ausgangspunkt seiner Arbeit sind Monets Seerosenbilder, französisch nymphéas, entstanden im Garten 
des großen Meisters in Giverny bei Paris. Sie gehören zu den ebenso umfangreichen wie methodisch 
angelegten Serien, in denen Monet Heuschober, Pappeln und Kathedralen malte, wobei er danach 
strebte, die Dinge in die einzelnen Fasern ihres aufeinanderfolgenden "Zustands" zu zerlegen und ihnen 
damit die Erfahrung der Zeit einzuverleiben. In seinen Seerosenbildern standen darüber hinaus Farbe 
und Form als solche im Mittelpunkt des künstlerischen Interesses. Claude Monet war gefesselt von 
dem Flirren des Lichtes, den Reflektionen auf der Wasseroberfläche, die er als Farbtupfen und -flecken 
in seinen Bildern einzufangen suchte.

Uwe Schnatz hat Monets Malerei als Videoarbeit umgesetzt. Vor Ort, 
in Monets Garten in Giverny, entstand die Aufnahme des Seerosenteichs. 
Am Computer wurde das Video anschließend  bearbeitet, wobei Uwe Schnatz 
die Eigenart des Mediums, das ein Bild aus Tausenden von Pixeln, also 
Farbpunkten darstellt, nutzte.Das Flirren des Lichts und der Farben wurde 
durch digitale Filteroptionen gesteigert und übersteigert.

Die Videoarbeit Nymphéas von Uwe Schnatz ist nicht lediglich eine Reminiszenz an Monet. 
Vielmehr gelingt es ihm, die künstlerischen Ansätze der Impressionisten mit den heutigen Möglichkeiten 
der Bildgestaltung neu umzusetzen. 

Nymphéas ist dabei Teil eines Werkzyklus, bei dem Uwe Schnatz bekannte Bilder der Kunstgeschichte 
in andere Medien transferiert. So hat er Stilleben, wie das von Caravaggio, in Fotografie übertragen
und fotografische Arbeiten von Elger Esser oder Thomas Ruff in die Malerei "zurückgeführt".
Dabei entstehen völlig neue, eigenständige Arbeiten, die nicht Plagiat eines bestehenden Werkes sind, 
sondern weit darüber hinaus gehen. Durch den Mediensprung wird die Quintessenz der Bilder isoliert 
und potenziert. 

(Anja und Andreas Greulich)